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Deutsche Schüler Akademie - Antike und moderne Seidenstraßen

Die Framing-Theorie Robert Entmans

von DBF
Frame

Ein moderner Begriff, der in einem engen Zusammenhang mit Propaganda steht, ist das sogenannte Framing. Der Soziologe Robert Entman (Wikipedia) definiert den Begriff wie folgt:

„Framing bedeutet, einige Aspekte einer wahrgenommenen Realität auszuwählen und sie in einem Text so hervorzuheben, dass eine bestimmte Problemdefinition, kausale Interpretation, moralische Bewertung und/oder Handlungsempfehlung für den beschriebenen Gegenstand gefördert wird.“ (Entman 1993, 2; Übers. DBF).

Einfach formuliert, dient Framing dazu, in Form von vier Funktionen dem sogenannten Empfänger einen bestimmten Frame (Denkmuster) zu vermitteln, und sorgt somit dafür, dass unsere subjektive Wirklichkeit beeinflusst wird.

Die erste Funktion eines Frames besteht darin, ein herrschendes Problem zu definieren. Die Ursachen dieses Problems werden des Weiteren durch den Frame hervorgehoben, und das Problem wird zudem moralisch bewertet. Als letztes beinhaltet ein Frame eine Handlungsempfehlung beziehungsweise einen Lösungsansatz für die Problemlösung. Diese vier Funktionen wirken auf den Empfänger des Frames, sodass sich dessen subjektive Denkweise bezüglich des „geframten“ Problems/Themas dem Frame anpasst, was im Sinne des Erstellers des Frames ist. Somit hat der Empfänger eines Frames ein Argument bezüglich eines aktuellen Problems, das zuvor definiert und evaluiert wurde, verinnerlicht.

Dieser kommunikative Prozess, den ein Frame auf seinem Weg vom Kommunikator (Ersteller des Frames) bis zum Empfänger unterläuft, kann ebenfalls in vier Bausteine unterteilt werden:

Zunächst findet der Frame seinen Ursprung beim Kommunikator. Dieser entscheidet über den Inhalt und die Formulierung seiner Aussage, was, ob bewusst oder unterbewusst, die Aussage bereits „framed“. Der nächste Baustein des Prozesses ist der Text an sich. Dieser beinhaltet Frames, die durch Stereotypen, sich wiederholende Schlüsselwörter, und weitere sprachliche Auffälligkeiten geschaffen werden. Die Rezeption der Frames beim Empfänger ist ein weiterer Ort der Kommunikation, in dem Framing betrieben wird. Hierbei gilt zu beachten, dass der Empfänger des Frames bereits eigene besitzt, welche dessen Wahrnehmung des aufgenommenen Frames beeinflussen. Sie geben vor, ob die Intention des Kommunikators hinterfragt und dementsprechend der ausgesendete Frame erkannt wird. Um diesen Punkt auszuführen, muss betont werden, dass ein Frame oftmals besonders effektiv ist, wenn dieser in ein bereits vorhandene Denkfeld des Empfängers passt. Ebenso kann es sein, dass man den Empfänger durch den Frame nicht erreicht und dieser somit die Manipulation des und durch Frames erkennt. Somit lässt sich festhalten, dass der Effekt von Framing sowohl den Sender als auch den Empfänger benötigt, um vollständig wirken zu können.

Ein abschließender Faktor, welcher die Wahrnehmung von Frames beeinflusst, ist die jeweilige Kultur, an welcher die Beteiligten teilhaben. Die Kultur kann ebenfalls als gesamte Menge der gemeinsamen Frames, die in einer Kultur eine häufige Verwendung finden, gesehen werden. Diese Gesamtheit aller Frames beeinflusst folglich, ebenso wie die subjektiven Frames des Empfängers, die Interpretation und Erkenntnis des jeweils ausgesendeten Frames.

Eine abschließende Frage, die man sich bezüglich des Framing-Konzepts stellt, ist die Art und Weise, wie dieses funktioniert.

Das zuvor oftmals angesprochene Hervorheben von Informationen in einem Text spielt hierbei eine große Rolle. Dies geschieht durch die Verwendung von Wiederholungen, Symbolen, etc. Durch diese Effekte entsteht eine Salienz (Auffälligkeit) für den Frame, der somit für den Empfänger fassbar wird. Es muss ebenfalls betont werden, dass durch die Selektion und Hervorhebung von Informationen gleichzeitig andere Aspekte ausgeblendet werden, deren Relevanz als Konsequenz sinkt. Dies kann ebenfalls eine hohe Wirkung haben, da man sich über keine Alternativen bezüglich des Problems und der Problemlösung bewusst ist. Dementsprechend sind die Exklusion und Inklusion von Informationen, die ein Frame mit sich bringt, gleichermaßen wichtig.

Neben dieser gegebenen Definition von Framing, die hauptsächlich aus der Soziologie und den Kommunikationswissenschaften stammt, gibt es weitere Definitionen von Frames und Framing in anderen Fachgebieten, wie Linguistik und Psychologie, wobei der Kerngedanke überall gleich ist und disziplinenübergreifend zusammenhängt.

Abschließend kann man zusammenfassend sagen, dass Framing in einer großen Häufigkeit als Propagandamethode in der Politik und dementsprechend auch in den antiken und modernen Seidenstraßeninitiativen eingesetzt wird. Hiermit werden meist keine falschen Informationen produziert, sondern vielmehr einseitig beleuchtet und in einem übertrieben positiven/negativen Licht dargestellt.

 

Ein Beispiel für den Einsatz von Framing im Hinblick auf die neue Seidenstraßeninitiative der chinesischen Regierung ist ein Propagandavideo mit dem Titel "The Belt and Road is How"

Literatur:

Brantner, C., Geise, St. und Lobinger, K. 2013. "Fractured Paradigm? Theorien, Konzepte und Methoden der visuellen Framingforschung: Ergebnisse einer systematischen Literaturschau". In: St. Geise und K. Lobinger (Hrsg.), Visual Framing. Perspektiven und Herausforderungen der Visuellen Kommunikationsforschung. Köln: von Halem, S. 42-76.

Entman, R. 1993. "Framing: Toward Clarification of a Fractured Paradigm". Journal of Communication 43/4: S. 51-58.

Framing (Sozialwissenschaften), abgerufen unter https://de.wikipedia.org/wiki/Framing_(Sozialwissenschaften) (16.07.2021)

Die Framing-Theorie Robert Entmans